Musikwünsche – Fluch und Segen zugleich

Musikwünsche gehören zu jeder Feier wie das Buffet oder die Tanzfläche. Kaum ein DJ kommt ohne sie aus – und kaum ein Thema sorgt für so viel Diskussion. Sind sie ein Geschenk, das die Party bereichert, oder ein Fluch, der alles durcheinanderwirbelt?

Zwischen Planungswut und Vertrauen

Vor jeder Veranstaltung spreche ich mit den Gastgebern über Musikrichtungen und Vorlieben. Manche kennen ihre Gäste gut und überlassen mir die Musikauswahl. Andere starten Umfragen, verteilen Wunschlisten oder sammeln Lieblingssongs schon Wochen im Voraus. Klingt fleißig – führt aber selten zum Ziel. Denn Musik, die man im Auto oder beim Kochen hört, ist nicht unbedingt die, zu der man auch tanzt. Das Ergebnis solcher Sammlungen: eine wilde Mischung von Mittelalter bis Death Metal. Nett gemeint, aber kein DJ möchte einen halben Abend nur eine Liste abspulen, die den Flow der Party bremst.

Der Reiz der spontanen Wünsche

Wertvoller sind die Musikwünsche, die während der Party entstehen – zugerufen bei 80 dB(A), spontan auf Zetteln gekritzelt oder pantomimisch angedeutet. Manchmal sind das Titel, die ich selbst nicht auf dem Schirm hätte, die aber perfekt zur Stimmung passen oder auch die, die bereits als Nächstes im Player liegen. Manchmal sorgen genau diese Wünsche für den magischen Moment, in dem die Tanzfläche explodiert.

Karikatur DJ nimmt Musikwünsche entgegen

Wenn es zu viele Wünsche werden

Musikwünsche sind eine schöne Bereicherung – aber sie haben ihre Grenzen. Je größer die Veranstaltung, desto mehr Anfragen landen beim DJ. Bei 100 Gästen ist das noch charmant, bei 200 oder mehr können Wünsche schnell zu einer Flut werden. Manchmal stehen gleich mehrere Leute gleichzeitig am Pult, bei großen Sommerfesten sogar eine Schlange neben der Bühne.

Die Herausforderung: Ein Song dauert im Schnitt rund 3:30 Minuten. In dieser Zeit muss der nächste Titel vorbereitet, die Übergänge geplant und gleichzeitig die Wünsche notiert, gesucht und oft auch vorgehört werden. Je größer die Zahl der Gäste, desto eher artet das in Stress aus. Richtig knifflig wird es bei ungenauen Ansagen wie „Spiel mal was von XY“ oder nur einem Titel ohne Interpret. Dann läuft die Uhr, während im Hintergrund der nächste Übergang wartet.

Der Druck des „gleich als Nächstes“

Jeder DJ kennt sie: Gäste, die ihren Wunsch mit Nachdruck sofort hören wollen – am besten „gleich als Nächstes“. Und wenn der Song nicht sofort läuft, kommen die Nachfragen im Minutentakt. Höflichkeit bleibt dabei manchmal auf der Strecke. Ein ungeschriebenes Gesetz gilt aber: Wer sich einen Titel wünscht, sollte dazu bitte auch tanzen. Alles andere ist, als würde man beim Buffet den letzten Teller Pasta blockieren und ihn dann unangerührt stehen lassen.

Chaos vermeiden

Ein Kollege berichtete einmal von einer Party, bei der tatsächlich jeder Wunsch sofort erfüllt wurde. Das Ergebnis: ein ständiges Hin und Her zwischen Genres, keine Linie, keine Stimmung – und eine Tanzfläche, die schon um 23 Uhr leer war. Wünsche sind wichtig, aber sie müssen in den Abend eingebettet werden. Nur so bleibt die Dynamik erhalten.

Das letzte Wort hat der DJ

Ob ein Wunsch sofort, später oder gar nicht gespielt wird, entscheide am Ende ich. Denn mein Job ist es, die Masse in Bewegung zu halten. Ein Augenzwinkern darf dabei sein, aber die Grundregel lautet: Es wird getanzt, was auf die Teller kommt.

veröffentlicht: 24.03.2020  |  zuletzt geändert: 29.10.2025  |  Kategorie: DJ-Beruf

Themen: DJ-Beruf, DJ-Alltag, Musikwünsche, Partyplanung, Gäste, Tanzfläche, Publikum